Jetset und Markenvielfalt – Ein Leben auf der Überholspur

Da sitzen wir in einer hochmodernen Wohnung mit Video-Gegensprechanlage und teurer Kaffeemaschine. Während Leon Vincent Jakobsmeyer erzählt, erscheint mir mein eigenes Leben spießig, viel zu bodenständig und entsetzlich langweilig.

 

Leon ist 20 Jahre alt und Unternehmer. Im Sommer 2016 trat er bei der ersten Open Air-Veranstaltung von „Aus der Nachbarschaft“ im Markt 5-Café auf und erzählte von seinem Fashion- und Lifestyle-Label „Vincent Fashion“. Damals hatte er bereits einen Online-Shop und wollte seine Beachwear-Kollektion in ausgewählten Geschäften in Paderborn verkaufen. „Die Margen, die diese Läden wollten, hätten sich für mich aber nicht gelohnt“, erklärt Leon. Mittlerweile hat er sein Unternehmen längst weiterentwickelt. Trotzdem bleibt „Vincent Fashion“ sein Baby. „Mit der Mode und den Lifestyle-Produkten hat vor vier Jahren alles angefangen. Hier kamen Kontakte zustande, die ich auch jetzt noch nutze. Außerdem ist das Motto ‚Life is better at the beach‘ unter dem meine Kollektionen stehen, auch total mein Lebensmotto“, erklärt der Paderborner.    

Seine Kollektionen entwirft er ausschließlich selbst. Dann lässt er sie im Ausland fertigen und in Deutschland veredeln. Über den Onlineshop verkauft er seine Produkte in ganz Deutschland und auch ins Ausland. „Wir haben für Vincent Fashion einen aufwändigen Werbespot in Miami gedreht. Das Schlimmste daran war, dass wir uns gerade die einzigen Regentage für den Dreh ausgesucht hatten. Es war gar nicht so einfach gelungene Dreharbeiten zusammenzukriegen“, erinnert sich Leon schmunzelnd. Jedoch wirkt der Werbespot sehr professionell und kann sich durchaus sehen lassen. „Es ist mir wichtig, dass ich mit meinen Produkten das ‚summer feeling‘ auch in Deutschland vermittle. Schließlich ist das zwar Miami-Beachwear, aber ‚made in Germany‘“, erklärt er weiter.

Leon Vincent ist ein äußerst vielseitiger Unternehmer und immer auf Zack. So hat er sich zum Beispiel mehrere Internetdomains gesichert, beispielsweise www.miami-fashion.de und versucht diese nun in Miami zu verkaufen. Denn nur einen Tag nach unserem Treffen zum Interview wird er eine mehrwöchige USA-Reise antreten. Geschäftlich, natürlich. Das ist auch der Grund, warum Leon einen Kaffee nach dem anderen trinkt. „Ich muss wachbleiben. Heute Nacht fahre ich nach Amsterdam und dann geht es los nach New York, Las Vegas, Miami und ins Silicon Valley, um nur mal ein paar Ziele meiner Reise zu nennen“, berichtet er.

 

Denn sein Unternehmen heißt jetzt black.com und umfasst nicht mehr nur Vincent Fashion, sondern auch eine Agentur, die er „Black Agency“ genannt hat. Hier hat er einige Influencer unter Vertrag, die er an große Firmen weitervermittelt. Mit dem Influencer-Marketing werden Personen mit Ansehen, Einfluss und Reichweite in sozialen Netzwerken von Unternehmen eingesetzt, um gezielt Meinungsmache und damit Markenkommunikation zu betreiben. „Zu den Unternehmen, an die ich bereits meine Influencer vermittelt habe, gehören beispielsweise Zalando oder die Deutsche Bahn“, sagt Leon stolz. „Das ist eigentlich das am einfachsten verdiente Geld“, weiß er. Schließlich fragen die Unternehmen an, er vermittelt und kassiert dann die Provision.

Auf seiner Tour durch Amerika pflegt er seine Kontakte zu seinen Influencern, die teilweise dort ansässig sind. Außerdem hat er noch einiges mehr zu tun. „Über meine Agentur biete ich auch Komplettpakete für neue Produkte an, die auf den Markt kommen sollen. Hierzu gehören dann zum Beispiel das Produktdesign und die Werbung“, erklärt Leon Vincent. „Die meisten Aufträge bekomme ich durch Kontakte. Die sind in dieser Branche wirklich das A und O“, sagt der 20-Jährige.

Wenn er aus den USA zurückkommt, widmet er sich einem neuen Projekt in Berlin. Dort ist er bei einer youtube-WG involviert. „Hiermit bin ich bereits angefangen“, erklärt er. „Letzen Monat wurde ich von einer großen Firma gebucht und bin dafür bereits sechsmal nach Berlin gefahren. Ich sollte eine Wohnung für die youtube-WG finden. Aber da  darf es nicht irgendeine Wohnung sein. 7500 Euro monatlich kann sie kosten. Da war ich ganz schnell in der Nachbarschaft von Harald Glöökler gelandet. Das ist schon irre in so einer Gegend zu sein, obwohl man weiß, dass man sich dort selbst gar keine Wohnung leisten könnte“, lächelt er. Nach Berlin ziehen möchte er aber nicht, obwohl es dort für ihn sicherlich noch viel mehr zu tun gäbe. „Ich mag es in Paderborn“, sagt er sympathischerweise. „Hier kann man auch mal zur Ruhe kommen. Außerdem ist der Standort gut gewählt, zentral in Deutschland, das heißt, man kann alle Orte relativ schnell erreichen.“ So hat er vor, mit seiner Agentur bald in die Innenstadt Paderborns umzuziehen. Schließlich hat er nun auch einige Mitarbeiter, die ihn tatkräftig unterstützen.

 

Von denen verlangt er eine Arbeitsweise, die er selbst an den Tag legt. „Ich muss mich auf sie verlassen können“, sagt er. „Wenn ich nachts um drei Uhr etwas möchte, muss ich sie erreichen können.“ Sein „normaler“ Arbeitstag fängt meist erst nachmittags an. „Ich bin eine Nachteule“, erklärt er und lacht. „Am kreativsten und effektivsten bin ich nachts. Da schaffe ich innerhalb von einer Stunde die Sachen, für die ich tagsüber mindestens das Doppelte bräuchte“. Auch scheint er nie eine Auszeit oder gar Freizeit zu brauchen. „Meine Arbeit ist meine Freizeit“, sagt er. „Ich könnte niemals ohne meine Arbeit.“ Er hält auch nichts von geregelten Arbeitszeiten, denn er ist der Meinung, dass er dann am effektivsten arbeitet, wenn er auch Lust dazu hat. Das Risiko seiner Selbstständigkeit ist ihm aber durchaus bewusst. „Mit meinem Business kann ich morgen Millionär, aber genauso gut pleite sein“,

Über sein Business will er bald auch ein Buch schreiben. Der Titel steht bereits fest. „Vincent – Ohne Abitur zum eigenen Business“. „Ich habe kein Abitur gemacht“, berichtet der 20-jährige Paderborner. Nach der Schule hat er eine Ausbildung in der Werbeagentur seiner Eltern absolviert. „Danach war mir klar, ich werde mich nie wieder irgendwo einstellen lassen“, sagt er überzeugt. „In diesem Business ist es wichtig ein gutes Selbstbewusstsein zu haben, das Ego sollte ziemlich groß sein und man muss sich gut verkaufen können“, schildert er auch seine Kernkompetenzen. „Es ist besser mit einer Idee zu scheitern, als es nie versucht zu haben. Genau so ein Wissen soll mein Buch vermitteln“, schließt er unser Gespräch.

 

Zusammenfassend findet man bei Leon Vincent Jakobsmeyer ein „wildes Leben aus der Nachbarschaft“, das von Jetset und Markenvielfalt geprägt ist. Jedoch gelingt es ihm dabei sympathisch und bodenständig zu bleiben, sodass man ihm nur wünschen kann, dass er dieses Leben auf der „Überholspur“ noch so lange wie möglich durchhalten kann.

 

Autorin: Katarina Fenneker

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